MILANOS MITTE

Natürlich ist das hier eine einzige Liebeserklärung. Warum auch nicht? Wir haben zwölf Stunden mit unzähligen Campari Soda in Mailands Camparino verbracht – und würden es jederzeit wieder tun.

Frühmorgens, um kurz nach sieben, schwebt der Kellner Gianluigi Costa Giovanolo mit ernster Miene und ziemlich andächtig aus dem Camparino. Elfenbeinfarbenes Jackett, korrekt gebundene Fliege, gestärktes Hemd, scharf gebügelte Hose. 21 Tische hat er zuvor auf der Terrasse aufgebaut, die Decken darauf glatt gestrichen, die Stühle für den Tag zurechtgerückt. Jetzt hält er vorsichtig ein Bild in den Händen und wirkt dabei so, als würde er sich ein wenig ärgern. Als würden das Grün, das Blau, das Rot darin weniger leuchten, weil er das Bild mit bloßen Händen trägt und nicht mit Samthandschuhen anfasst.

An diesem frühen Mailänder Morgen trägt Gianluigi Costa Giovanolo ein kleines Kunstwerk durch ein großes Kunstwerk. Das eine hängt er sachte unter den Schein einer gusseisernen Laterne an die Wand, das andere ist seit 20 Jahren sein Arbeitsplatz. „Ein guter Ort“, findet er, der vorher in einer kleinen Bar im Süden arbeitete.

Da waren immer die gleichen Leute, sagt er, nicht falsch verstehen, das war schon okay, aber eben – nun ja – nicht das Camparino.etzt tänzelt er über eine Bühne voller Abwechslung, voller Geschichte und Geschichten, mitgebracht von Stammgästen, von Geschäftsleuten oder Touristen. „Camparino in Galleria“ leuchtet es in großen, geschwungenen Signets über den Türen am Piazza Duomo Nummer 21, mitten in der Stadt. Genauer: Das hier, das Camparino, ist die Mitte der Stadt.

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