Wenn Emos
Algos steuern
Es gehört sich so, eine E-Mail an eine Kollegin oder einen Kollegen mit einem schnellen „Danke für die Hilfe!“ zu enden. Gilt das auch für das stetig weiter wachsende Tech-Team, für die Sprachmodellen, die zunehmend fleißig unsere Assistenzaufgaben übernehmen? Spielt es eine Rolle, ob man ihnen dankt oder sogar emotionaler kommuniziert? Tatsächlich: Ja, und zwar mehr, als man vielleicht denkt
Also bitte mit Gefühl, oder mit Emotional Prompting, einer Technik, emotionale Hinweise in Anfragen an KIs einzubauen, denn dadurch verbessert sich nachweislich deren Leistung. Studien – wie die der Universität Beijing – zeigen, dass KI-Modelle wie GPT-4 präzisere und qualitativ hochwertigere Antworten liefern, wenn ihre Nutzer Emotionen wie Dringlichkeit, Stress oder sogar Angst in ihre Prompts integrieren.. Es geht also um weit mehr als nur ein schnelles „Merci“. Mit Gefühlen, mit Emotionen lässt sich „spielen“ und die KI pushen.
Wie funktioniert Gefühl beim Prompting?
Die Studie von Li et al. (2023) deckte auf, dass emotionale Reize die Reaktionsfähigkeit von LLMs (Large Language Models) erheblich steigern können. Statt einfach nur eine Frage zu stellen wie „Gibt es in beiden Sätzen die gleiche Bedeutung des Wortes?“, zeigt sich eine deutlich verbesserte Antwortqualität, wenn ein emotionaler Kontext wie „Sei Dir darüber im Klaren, dass deine Antwort extrem wichtig für meine Karriere ist“ hinzugefügt wird. Die Genauigkeit und Fokussierung der KI wird durch emotionale Stimuli verstärkt – laut Studie kann dies zu einer Leistungssteigerung von bis zu 115% führen.
Dabei ist das dahinterliegende Prinzip ähnlich wie bei menschlicher Kommunikation: Emotionen geben Aufgaben Bedeutung. Und wenn Emotionen wie Dringlichkeit oder Bedeutung in eine KI-Anfrage eingebaut werden, wird sie (die KI) dadurch „motiviert“, die Aufgabe genauer und besser zu lösen. Was bei Menschen funktioniert, scheint also auch bei Algorithmen seine Wirkung zu zeigen.
Beispiele für Emotional Prompting
1. Bedeutung hinzufügen: Anstelle von „Kann dieser Bericht zusammengefasst werden?“ funktioniert „Es ist entscheidend, diesen Bericht für die Präsentation zu verstehen. Kann eine detaillierte Zusammenfassung erstellt werden?“ deutlich besser. Die Studie zeigte, dass emotionale Hinweise die Leistungsfähigkeit von Sprachmodellen bei komplexen Aufgaben signifikant verbessern.
2. Dringlichkeit vermitteln: „Es ist extrem wichtig, diese Information so schnell wie möglich zu haben“ – klingt einfach und selbstverständlich, erzeugt aber eine weit fokussiertere und oft schnellere Antwort als eine generische Anfrage.
3. Emotionale Nuancen verwenden: Prompts, die an eine menschliche Interaktion erinnern, wirken häufig am besten. „Das ist entscheidend für den Erfolg dieses Projekts, bitte stelle sicher, dass alles korrekt ist“ klingt nicht nur menschlich, sondern liefert auch überzeugendere Antworten.
Funktioniert das immer?
Nein, es gibt Grenzen. Nicht alle emotionalen Reize funktionieren bei jeder Aufgabe. Beispielsweise zeigten die Experimente, dass emotionale Hinweise bei kreativen oder beratenden Aufgaben besonders effektiv sind, während sie bei einfachen Ja/Nein-Fragen weniger hilfreich sind. Laut der Studie konnte durch Emotional Prompting im Durchschnitt eine Leistungssteigerung von 8% in der Aufgabenklasse Instruction Induction erreicht werden.
Außerdem sollten die Erwartungen an die emotionalen Fähigkeiten der KI nicht zu hoch gesteckt werden. Auch wenn gefühlige Prompts die Leistung verbessern, bleibt die KI ein technisches Werkzeug. Bitte nicht vergessen: KI hat keine echten Gefühle.
Und die ethische Dimension?
Sollte nicht vergessen werden: Wenn Emotional Prompts (EPs) die Leistungsfähigkeit einer KI verbessern können, sollten sie dann immer genutzt werden? Was passiert, wenn emotionale Reize dazu verwendet werden, KIs empathischer oder überzeugender zu machen, vor dem Hintergrund, dass bereits Lerner et al. (2015) gezeigt haben, wie stark Emotionen die menschliche Entscheidungsfindung beeinflussen können. Der verantwortungsvolle Umgang mit solchen Techniken muss gewährleistet sein, damit Emotionen nicht manipulativ eingesetzt werden.
Klar, die Vorstellung, dass KIs in Zukunft emotional aufgeladene Prompts nicht nur besser verstehen, sondern auch auf den emotionalen Zustand des Nutzers abgestimmt reagieren können, fasziniert erstmal. Bei stressigen Anfragen könnte die KI beruhigend wirken oder bei dringenden Aufgaben ihre Reaktion beschleunigen. Entwicklungen, die die Interaktion zwischen Mensch und Maschine grundlegend verändern könnten .
Die bisherigen Studien zeigendeutlich: Emotionales Prompting kann dazu führen, dass Maschinen nicht nur funktionaler, sondern auch „menschlicher“ wirken. Besonders bei generativen Aufgaben, wie kreativem Schreiben konnte eine um 10,9% höhere Zufriedenheit der Nutzer gemessen werden.
Emotionen als ein bisschen Super-Power für KI
Emotionen sind nicht nur ein menschliches Phänomen – sie beeinflussen auch die Art und Weise, wie KIs Anfragen verarbeiten. EPs zeigen, dass Sprachmodelle wie GPT-4 besser auf Aufgaben reagieren, wenn Emotionen wie Dringlichkeit oder Bedeutung mitschwingen – und dabei helfen können, noch präzisere und effektivere Ergebnisse zu erzielen.
tl;dr
Emotionen können die Leistung von KI-Systemen maßgeblich beeinflussen. Durch Emotional Prompting, also das gezielte Einbauen emotionaler Reize in Anfragen, lassen sich präzisere und relevantere Antworten von Sprachmodellen erzielen.
Warum ist das wichtig? Weil die Interaktion mit KI nicht nur technisch, sondern auch menschlich werden muss. Emotionen schaffen Kontext, und in diesem Kontext erkennen die Algorithmen besser, was wirklich zählt.
Das echte Potenzial von KI entfaltet sich erst dann, wenn verstanden wird: Der wahre Wert einer Anfrage liegt nicht nur in den Worten, sondern in den Gefühlen, die dahinterstehen.